Ein kleiner Einblick in die ambitionierte Nachwuchsarbeit des EHC Straubing und eine klare
Antwort auf die Frage, warum nicht jeder Traum von einer Profikarriere in Erfüllung gehen wird
An diesem Mittwochnachmittag wird fleißig im Eisstadion am Pulverturm trainiert.
Die Rede ist allerdings nicht von den Straubing Tigers, sondern vom EHC Straubing, genauer gesagt der Laufschule und der U7.
Rund 40 Kinder im Alter von vier bis sieben Jahren wuseln über die Eisfläche und üben das Laufen und Bremsen mit Schlittschuhen.
Neben dem Spaß am Sport steht ein großes Ziel im Raum: die Ausbildung zukünftiger Eishockeyprofis.
Im Gespräch mit Benedikt Brückner und Marcel Brandt wird deutlich, dass dieser Weg kein leichter ist.
In einem Abschnitt der Eisfläche üben die Kinder noch mit Laufhilfen. In einem anderen zeigen Ältere bereits ihr Können im Slalomlaufen, während in zwei weiteren Bereichen die U7 in voller Ausrüstung und mit Hockeyschlägern trainiert.
Bereits ab der U7 gibt es Freundschaftsspiele und Turniere, einen richtigen Spielbetrieb gibt es allerdings erst ab der U11.
Laut Brückner, dem Sportlichen Leiter des EHC, bildet die Laufschule die Basis für den Sport auf Kufen: „Bei uns durchlaufen sie drei Stufen, bis sie in die U7 kommen.“ Mit etwa 85 Kindern in der Laufschule und der U7 wird deutlich, wie groß das Interesse an Eishockey ist. „Viele Kinder bleiben dauerhaft bei uns“, erklärt der ehemalige Tigersspieler, der derzeit beim EV Landshut in der DEL2 spielt.
Beispielsweise werden in der kommenden Saison etwa 40 Kinder der U9 angehören.
„Theoretisch kann jeder Eishockeyspieler werden“
„Natürlich ist alles kindgerecht und mit vielen Spielen angereichert,
nichtsdestotrotz ist das Training zielgerichtet“, stellt Brückner klar.
Er selbst kam über seinen Opa zum Eishockey, stand bereits mit fünf Jahren auf dem Eis.
Ein Alter, in dem die meisten Kinder mit der Sportart beginnen, teilweise sind sie sogar noch jünger.
Doch wer hat das Zeug zum Eishockeyspieler? „Es gibt bestimmt genetische Voraussetzungen, die das Ganze begünstigen, aber theoretisch kann jeder, der mit einer Begeisterung und Leidenschaft kommt, Eishockeyspieler werden“, so Brückner.
Ähnlich sieht es Brandt, Profi bei den Tigers und EHC-Vorsitzender in Personalunion: „Die wichtigsten Faktoren sind: Spaß am Sport zu haben, ehrgeizig zu sein und immer alles zu geben.“
Das bedingt auch, regelmäßig zum Training zu kommen. Während es anfangs nur zwei Mal in der Woche aufs Eis geht, steigert sich das auf vier bis fünf Mal in höheren Altersklassen. Dass es vor allem Jugendlichen trotz Schule, Ausbildung oder Arbeit möglich ist, so viel Zeit in den Sport zu investieren, liege laut Brandt in erster Linie an den Sponsoren, bei denen viele Jugendliche tätig sind und die viel Verständnis zeigen. „Mein damaliger Arbeitgeber hat mir freitags für Spiele freigegeben und wenn ich sonntagnachts wieder heimgekommen bin, durfte ich am Montag später anfangen“, erinnert er sich.
Und obwohl viele Spieler bereits einen Beruf ausüben, wird das Ganze sehr ernst genommen. Denn einige hegen den Traum, Profi zu werden.
Doch am Ende entscheidet nur die Leistung in wenigen Jahren, ob der Traum Realität wird. „Wir spielen beispielsweise mit der U17 in der ersten Division, es wird leistungsorientiert gearbeitet. Das sind die Jahre in denen sich entscheidet, ob man Profispieler wird“, erklärt Brandt, der Co – Trainer bei der U17 und U20 ist.
Trotz U23-Regel schaffen nur wenige Sprung ins Profigeschäft
Laut ihm haben einige Spieler in diesen Nachwuchsteams bereits Agenten, um so den Sprung in die höheren Ligen zu schaffen. „Das ist manchmal schwierig, weil sich viele falsch einschätzen und zu hohe Ansprüche haben, obwohl es am Ende des Tages nichts wird“, gibt Brandt
zu bedenken. Letztendlich würden nur sehr wenige den Sprung schaffen, obwohl es durch die U23-Regel in der DEL etwas einfacher wurde.
Brandt ist der Einzige aus seinem damaligen Team, der es in den Profibereich geschafft hat: „90 Prozent meiner Kollegen hatten nicht den Willen und Kopf, um durchzuhalten.
Fast wäre Brandt Fußballprofi geworden, damals spielte er sogar bei 1860 München. Doch mit 15 Jahren hatte er Probleme mit seinem Knie. „Also wurde es eben Eishockey“, sagt er grinsend.
Und obwohl er auch nur „hobbytechnisch“ bei den Straubing Tigers spielt, wie er es scherzhaft formuliert, bringt Brandt sich beim EHC als 1. Vorsitzender mit ein. „Mir geht das Herz auf, wenn ich das Lächeln der Kinder und das Strahlen in ihren Augen sehe. Deswegen mache ich das alles“, erklärt er. Sein Ziel ist es nun, die U20 in die erste Liga zu bringen. „Wir sind ansonsten mit jedem Team in der höchsten Liga“, berichtet er stolz.
Von Annabel Gruber
Foto: Manuel Buschendorf Sportfotografie
Quelle: Straubinger Tagblatt